Zweiter UK-Austria EdTech Austausch: Digital Solutions for the New Normal
Bereits zum zweiten Mal trafen österreichische und britische EdTech-Player in einem Online-Austausch aufeinander, um über innovative Bildungslösungen in Zeiten der Pandemie zu diskutieren. “Großbritannien als auch Österreich profitieren von diesem gegenseitigen Austausch”, so Nerys Jones, Deputy Head of Mission in der britischen Botschaft, die die Veranstaltung eröffnet hat.
“Aus österreichischer Sicht ist Großbritannien ein hervorragendes Vorbild”, betonte Andrea Klambauer, Landesrätin im Bundesland Salzburg. Immerhin beheimatet Großbritannien über tausend innovative EdTech-Unternehmen. Mit Ende des Jahres bewegt sich der britische EdTech-Markt auf eine Marktgröße von rund 3,4 Billionen Pfund zu. “Investments in EdTechs sind von 2018 bis 2019 um 91 % gestiegen und auch Schulen investieren jährlich 900 Millionen Pfund in Technologie”, erklärte Nerys Jones.
EdTech ist kein Nischenmarkt
Covid-19 hat die Investitionen in EdTechs massiv beschleunigt, wie Mario Barosevcic von Emerge Education in seinem Vortrag darlegte. Regierungen, Arbeitgeber und Verbraucher:innen werden bis 2025 über 70 Billionen Dollar pro Jahr für Bildung ausgeben. EdTech wird um 16,3 % und damit bis 2025 um das 2,5-fache gewachsen sein. Das betrifft sowohl den sekundären Bildungsbereich wie auch universitäre Bildung aber vor allem auch unternehmensinterne Aus- und Weiterbildung. Unternehmen, die stark von der Automatisierung betroffen sein werden, müssen massiv in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen investieren. „Wenn wir in Sachen Weiterbildung, upskilling und reskilling in diesem Tempo weitermachen wie bisher, wird es im Jahr 2030 einen 80 Billionen Dollar schweren globalen Skills Gap geben“, prognostizierte Barosevcic.
Lernplattformen in Covid-Zeiten: hwb in Wales
Covid-19 hat jedes Bildungssystem vor große Herausforderungen gestellt. Es gab aber Regierungen, die einen gewissen Vorsprung hatten, wissen Kevin Palmer, Deputy Director für Pädagogik in der walisischen Regierung und Dan Sivak, Gründer der Lernplattformen thinqi und smart teaching. So zum Beispiel Wales: Denn was Lehrer:innen und Schüler:innen in Wales bereits vor der Pandemie hatten, war ein passwortgesicherter Zugang zu hwb (Aussprache: hubb), einer Lernplattform, die bereits über ein breites Spektrum an Lerntools, qualitativen Inhalten und Lernmaterialien verfügte und einen sicheren Zugang zu moderierten Peer-Groups ermöglichte. „Wales war erschüttert, aber wir sind aufgrund unserer Lernplattform hwb nicht total weit vom Kurs abgekommen“, zeigte sich Sivak erleichtert.
Welche Rolle EdTech im Bereich Chancengleichheit spielen kann
Von diesem Vorsprung konnte nach Severin Broucek, Gründer von Teach for Austria, in Österreich nicht die Rede sein. Er hob besonders den Aspekt der Chancengleichheit hervor, denn Bildungstechnologien können hier ausgleichen. Österreich hat im internationalen Vergleich zwar die höchsten Bildungsausgaben pro Kopf, steht aber zugleich vor dem Problem, eine große Ungleichheit im Bildungssystem vorzufinden. “Abseits von technischer Ausstattung muss uns daher die Frage beschäftigen, wie Lehrer:innen das Know-how und die Zeit bekommen, um Kindern dabei zu helfen, digitale Lücken zu schließen”, betonte Broucek.
eSquirrel versucht genau da anzusetzen. „Digitales Lernen muss so viel mehr sein als ein eBook oder ein Video“, sagte der Co-Gründer Michael Maurer. Die App ist ein digitaler Lernbegleiter zum Schul- oder Kursbuch. eSquirrel soll ein lebenslanger Lernkumpane sein – von der Schule bis zum Onboarding im Job. „Wir warten nicht auf Tablet Initiativen“, sagt Maurer, „wir nutzen, was gerade im Moment an technischen Geräten verfügbar ist.“ Das Lernen mit eSquirrel kann also auch offline, auf einem alten Smartphone passieren.
Wo steuern Universitäten hin?
Jonathan Nicholls, Senior Advisor von Future Learn, einer Initiative der Open University in Partnerschaft mit 23 führenden britischen Universitäten, berichtet wie Future Learn während der Pandemie Universitäten dabei unterstützt hat, Bildung für alle zu öffnen. Studierende wollen nicht einfach nur „online sein“, sie möchten eine Bildung erfahren, die gute Technologie und gute Pädagogik vereint. Nicholls spricht von der Kombination aus einer angemessenen Pädagogik und einem hochwertigen Lerndesign, das inspirierende Vorträge und digitale Lernmaterialien zu einer Bereicherung und schlussendlich der besten Bildung umkehren kann. Es ist ein Schwenk passiert – keine Universität wolle zu einer Situation vor 2020 zurück.
Das bestätigt auch Martin Weichbold, Vizerektor der Universität Salzburg. Jetzt sei die ideale Zeit, um über die Zukunft der Universitäten nachzudenken und die Frage zu stellen, wie Lernen und Lehren in Zukunft an Universitäten aussehen kann. Es sei eine normative Frage, nicht nur eine Frage der technischen Möglichkeiten und es braucht den Support aller Stakeholder. Die Universität Salzburg hat sich deshalb dazu entschieden, eine Open Innovation Competition zu starten und öffentlich über die Zukunft der Universität zu diskutieren.
Eine Lösung, die Universitäten in Zukunft anbieten sollen, schlägt Lukas Ott von Quinn vor. Quinn ist eine App, die den Arbeitsaufwand evaluiert und somit den tatsächlichen Aufwand misst, den Studierende benötigen, um eine Lehrveranstaltung abzuschließen. Quinn will Universitäten dazu ermutigen, mehr studierendenfokussiert zu arbeiten, vor allem hinsichtlich Transparenz und Offenheit.
Rund 90 Teilnehmer:innen nahmen an der Veranstaltung teil. Gehostet wurde das Online-Event von der britischen Botschaft in Wien, dem britischen Handelsministerium, EdTech Austria und Advantage Austria, der Außenwirtschaftsorganisation der WKÖ. Sophie Bailey, Gründerin des EdTech-Podcasts, hat moderiert.
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