15. November 2024, Allgemeines, Schule

Gute Tage, schlechte Tage: „Upstrive“ fängt mentale Gesundheit ein 

Über 40.000 Schüler:innen nutzen bereits „Upstrive“ – die App für mentale Gesundheit. Wir haben mit Gründer Sven Maikranz gesprochen, warum es dafür überhaupt eine App braucht und wie psychische Belastungen damit frühzeitig von Lehrkräften und Eltern erkannt werden können.
 

Woher kommt der Name „Upstrive“ und wie kam es zur Gründung?

Seit über 20 Jahren ist es meine Leidenschaft, zu verstehen, warum wir handeln, wie wir handeln, und wie wir unser Denken und Fühlen nachhaltig beeinflussen können. Nach meiner Konzernkarriere habe ich dann während einer meiner Coachingausbildungen meine Co-Gründerin Linda getroffen und die Idee zu Upstrive ist entstanden. Mit Upstrive wollen wir jetzt erreichen, dass sich Kinder und Jugendliche langfristig besser fühlen und unangenehme Emotionen seltener oder kontrollierter erleben.  

Die Namensfindung war tatsächlich ein langer Prozess, weil wir einen Namen gesucht haben, der einerseits Entwicklung und andererseits Selbstwirksamkeit ausdrückt. 

Wie sieht die Nutzung von Kindern und Jugendlichen aus – Nehmen sie die App an, wenn sie von Eltern oder Lehrer:innen hingeleitet werden?

Kinder und Jugendliche – eigentlich wir alle – haben das Bedürfnis, gesehen und gehört zu werden. Wobei es oft schwerfällt, sich jemandem zu öffnen. Mit unserer App wird dieser Schritt leichter. Kinder und Jugendliche können damit selbständig lösungs- und wachstumsorientierte Inhalte erkunden. Es gibt dabei zwei unabhängige Versionen: Upstrive Family für zuhause, und Upstrive Education für die Schule.  

Oft bekommen Eltern doch gar nicht mit, dass ihr Kind Belastungen ausgesetzt ist?

Hier wollen wir helfen! Upstrive soll nicht erst eingesetzt werden, wenn psychische Belastungen vorhanden sind. Die App ist als Alltagsbegleiter gedacht, für gute und schlechte Tage. Wir wollen Eltern und Kindern dabei helfen, zu erkennen, wann es ihnen gut geht, und was sie tun können, um mehr gute Tage zu haben.  

Ein typisches Merkmal von vielen psychischen Belastungen ist, dass man sie von außen schwer sieht. Upstrive senkt die Hürden, auch unangenehme Gefühle zu erkennen und mitzuteilen. So können Eltern und Lehrkräfte frühzeitig erkennen, wer Unterstützung braucht und bis dato unauffällige Schüler:innen erkennen, die Hilfe brauchen. Manche Schulen haben uns bereits berichtet, dass Schüler:innen durch Upstrive aufgefallen sind, die nicht mehr leben wollten und bei denen sie nicht mal eine Ahnung hatten, dass es ihnen nicht gut ging. 

Wie wird die App im Schulumfeld verwendet – gibt es ein Best Case Scenario?

Letztens hat ein junger Lehrer es auf den Punkt gebracht: Vor dem Unterricht nimmt er sich zwei Minuten, um in die App zu schauen. Auf einen Blick sieht er wie es seiner Klasse geht. Hatten sie ein gutes Wochenende? Sind sie gestresst? Allein Bescheid zu wissen, hilft ihm, sich besser auf sie einzulassen. An manchen Tagen kann er dann vor dem Unterrichtsbeginn durch ein kurzes Gespräch den Gefühlen seiner Schüler:innen Raum geben. Das ist unser Best Case Scenario. 

Angenommen eine 14-jährige Schülerin wird von ihren Schulkolleg:innen gemobbt, eine Lehrkraft bekommt es mit. Wie kann die App unterstützen bzw. reicht es nicht, ein persönliches Gespräch mit dem Mädchen zu führen?

Zuallererst kann Upstrive helfen, die Schwierigkeiten der Schülerin überhaupt erst einmal mitzubekommen. Selbst Mobbing fällt nicht immer auf – besonders durch die sozialen Medien. Um Hilfe zu bitten ist auch hier oft kompliziert und wir sehen, dass die Schüler:innen in unserer App sehr niederschwellig ihre Emotionen teilen und dies oft viel früher tun als beispielsweise den Kontakt zu einer Vertrauenslehrkraft zu suchen. 

Ein persönliches Gespräch ist dann sehr wichtig. Wir wollen mit Upstrive den persönlichen Kontakt auch nicht ersetzen, sondern eher intensivieren, indem wir den Lehrkräften wichtige Informationen geben und sie damit gezielter intervenieren können.  

Die App funktioniert mit KI – was genau ist der Unterschied zwischen Chat GPT – angenommen die Schülerin, die gemobbt wird, gibt ihre Probleme dort ein – erhält sie hier nicht auch Rat? 

Chat GPT kann ein super Ratgeber sein. Man stellt eine Frage, und bekommt sofort eine Liste an möglichen Lösungen. Diese können wirklich nützlich sein. Fraglich bleibt, was man daraus gelernt hat. Unser KI-Coach ist darauf trainiert, durch gezielte Fragen die User:innen zu unterstützen, selbst einen Weg zu finden, um ihren Herausforderungen selbstbewusst zu begegnen. Es gibt dabei keine einmaligen Lösungen, im Gegenteil – Wir wollen langfristig Fähigkeiten aufbauen, die im Alltag mental stärken. Daher geht der Coach auf die persönlichen Antworten und Bedürfnisse der User:innen ein. 

Ihr definiert die App als „Wellbeing“ Tool – was versteht ihr unter dem Begriff?

„Wellbeing“ bedeutet für uns psychisches, emotionales und soziales Wohlbefinden, das individuell geprägt ist. Es geht nicht um ständige Euphorie, sondern darum, Schwankungen zu erkennen und wenn nötig gegenzusteuern. Upstrive setzt im Bereich Prävention und Fähigkeitsentwicklung an, nicht in der Therapie. Ziel ist es, die Nutzer:innen zu unterstützen, eine positive und lösungsorientierte Haltung zu entwickeln und ihr Wohlbefinden aktiv zu fördern – auf ihre eigene Weise. 

 

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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