4. Oktober 2024, Schule, Informatik

Wie gemacht für die Macher:innen von morgen: Die TalentsLounge

Foto: DaVinciLab

Eine digitale Lernplattform mit Flötenspielen zu vergleichen – das hat es so vielleicht noch nie gegeben. Warum das für Anna Gawin, CEO und Co-Founderin des DaVinciLabs, aber ein fantastisches Bild ist, verraten wir gleich. Seit sieben Jahren ist die EdTech-Pionierin am Puls der Zeit in der Ausgestaltung der digitalen Bildung in Österreich, und hat mit ihrem Unternehmen etliche Lerninhalte zur Förderung digitaler Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Heuer bringt sie ein brandneues Angebot für Schulen auf den Tisch: die TalentsLounge, mit der das Fach Digitale Grundbildung unkompliziert und individuell unterrichtet werden kann.

 

Digitale Bildung braucht Berufsorientierung

Die Zahlen sprechen klar für sich: In Österreich gibt es unter rund 100.000 Lehrlingen nur etwa 3.000 Mädchen in einer MINT-Ausbildung, sagt Anna. „Das heißt, 90 Prozent der Mädchen in Ausbildung werden nicht in einem MINT-Beruf arbeiten.“ Für sie zeigt sich damit ein Problem in der Berufsorientierung, dem sie künftig mit der TalentsLounge entgegenwirken möchte. „Es ist wie mit der Flöte – fast alle Schüler:innen lernen, sie zu spielen, um herauszufinden, ob sie eine Begabung oder ein Interesse für Musik haben.“ Ähnlich funktioniert auch die TalentsLounge mit dem Entwickeln von Mini-Games.

Nach der erfolgreichen Pilotphase mit 100 Klassen, 2.000 Schüler:innen und einer 85-prozentigen Abschlussrate, geht die Plattform nun in den breiten Einsatz über. „Unser Ziel für das heurige Schuljahr sind 500 Klassen und 10.000 Schüler:innen.“ Das Programm ist kostenlos, dank der Unterstützung von Unternehmen, die durch diese Investition die nächste Generation von Fachkräften – speziell von Mädchen in MINT-Berufen – fördern wollen.

 

Drei interaktive Grundkurse für die Digitale Grundbildung

Mit der TalentsLounge ziehen hauptsächlich Mittelschulen und Lehrlingsausbildungen Nachwuchstalente heran; sie eignet sich aber natürlich auch für Gymnasien. Generell wird damit das Fach Digitale Grundbildung ab der Sekundarstufe 1 begleitet. Die Lerninhalte sind in drei Grundkurse gefasst und werden über zwei Benutzeroberflächen im Webbrowser erreicht: eine für Schüler:innen und eine für Lehrer:innen.

Foto: DaVinciLab

Schüler:innen melden sich über einen anonymisierten Code an, der den DSGVO-Vorgaben entspricht, und schlagen dann die ersten Töne an: Selbstständig und in ihrem eigenen Tempo arbeiten sie sich durch die Lektionen rund um digitale Sicherheit und praxisorientierte Coding-Einheiten. Dabei stellen sich ihnen Programmieraufgaben, die sie mit den nötigen Skills ausstatten, ein eigenes Spiel zu gestalten; beispielsweise, welche Befehle sie einsetzen müssen, um Spielfiguren über einen bestimmten Weg zu schicken oder wie ihre Spieler:innen Punkte sammeln können. Die Einheiten setzen sich aus interaktiven Videos und Quiz* zusammen, wodurch die Schüler:innen ein ganzheitlich anregendes Lernerlebnis erhalten. Die TalentsLounge ist außerdem so konzipiert, dass sie für alle Lernniveaus geeignet ist; vorprogrammierte Elemente und Schummelzettel helfen jenen, die zusätzliche Unterstützung brauchen. Am Ende sollen alle Schüler:innen ihr eigenes Spiel entwickeln können und erhalten für die abgeschlossenen Kurse eine Urkunde. „Wir haben auch einen Wettbewerb eingerichtet, bei dem sie ihre Spiele einreichen und richtig viel Anerkennung für ihre Leistung bekommen können“, so Anna.

 

Zukunftsorientiertes Lehren und Lernen

Lehrer:innen können stets den Lernprozess der Schüler:innen verfolgen und fördern mit dem Einsatz der Plattform vor allem individuelles Lernen. Das Team der TalentsLounge gibt bei Bedarf und in Form von regelmäßigen live-online Sprechstunden auch zusätzliche Empfehlungen, wie sich die Lektionen effektiv in den Unterricht integrieren lassen. „So werden Lehrkräfte zu Mentor:innen und unterstützen sowohl Schüler:innen, denen das Coden leicht fällt, als auch solche, die mehr Unterstützung benötigen“, sagt Anna. „Eine Schülerin hat zum Beispiel ihr Talent fürs Design entdeckt, während ein anderer Schüler seine Affinität zum Coden gefunden hat.“ Dadurch entsteht für alle ein flexibler und praxisorientierter Zugang zu digitaler Bildung, der nicht nur harmonisch klingt, sondern auch eine richtig gute Zukunftsmusik spielt. Bei Interesse können sich Lehrkräfte übrigens noch für das heurige Schuljahr kostenlos auf der Plattform anmelden und ausprobieren!

Schüler:innen der Mittelschule Steinergasse nahmen mit der TalentsLounge am 4Gamechangers-Festival teil. Foto: 4Gamechangers

Kurzinterview:

Die TalentsLounge ist ein weiteres Angebot des DaVinciLabs. Wie kommt es, dass ihr jetzt ein neues Format einführt?

Nach sieben Jahren Feldarbeit mit dem DaVinciLab und Apprentigo – mit dem wir als separates Unternehmen den Lehrlings-Hackathon in Österreich veranstalten – haben wir nun genug Erfahrung gesammelt, um zu wissen, was es im Bereich der Förderung der digitalen Kompetenzen aus Sicht eines modernen Arbeitsmarktes an Schulen wirklich braucht. Demnach haben wir unser Angebot auf die wichtigsten Bedürfnisse des Marktes fokussiert, auch im Sinne der Skalierbarkeit unseres Unternehmens.

Apropos modernes Lernen – bei der TalentsLounge liegt der Fokus auf projektbasiertem Lernen – warum?

Wie New Work ist auch New Learning ein enormes Zukunftsfeld. Es geht um Sinnstiftung und individuelles Lernen und Erfahren. Natürlich ist es für Lehrpersonen eine große Herausforderung, diese Art von Unterricht so vielen Schüler:innen einer Klasse zu ermöglichen. Mit der TalentsLounge funktioniert das, weil es eben durch selbstbestimmtes, projektbasiertes Lernen gestützt wird. Mit der Plattform ist es uns außerdem gelungen, auch fachfremde Personen – die jetzt Digitale Grundbildung an Schulen unterrichten – zu  befähigen, theoretische und praxisorientierte Kompetenzen zu vermitteln.

 

* klingt komisch, ist aber so: Der Plural von Quiz ist Quiz. Wer uns das nicht glaubt, kann gerne im Duden nachlesen.

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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