9. Juni 2021, Schule, berufliche Aus- und Weiterbildung

Selbstbestimmtes Lernen mit dem chabaDoo-Wabensystem

Der Name erinnert ein bisschen an „Yabba Dabba Doo“, oder nicht? Wer kann sich an den freudigen Ausruf von Fred Feuerstein erinnern? Steinzeitlich ist an dem innovativen digitalen Waben-Lernmanagementsystem des oberösterreichischen EdTech-Startups chabaDoo natürlich rein gar nichts. Aber diese pure Freude von Fred spüren auch diejenigen, die mit der Lernsoftware von Gründer und Geschäftsführer Markus Fischer arbeiten. Begleitstudien der FH Hagenberg haben ergeben, dass sich Lernende damit wertgeschätzt und selbstbestimmt fühlen, sogar mehr lernen wollen. Das entspricht der Unternehmensvision: Wissensvermittlung soll Spaß machen und ein eigenverantwortlicher Prozess sein. 

Eifrige Befürworter:innen waren seit der Gründung 2018 demnach vor allem Schüler:innen. Gerade zu Beginn der Covid-19-Pandemie gelang ihnen mit den Werkzeugen von chabaDoo das Distance Learning leichter als anderen. Was genau macht dieses E-Learning so beliebt? Wir waren neugierig und haben auch herausgefunden, wofür der mysteriöse Name wirklich steht…

Chaba WAS? 

Zuallererst – was steckt genau dahinter? Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein Lern-Ökosystem. Der Kern und die Essenz des Unternehmens ist die Software – ein digitales Lernmanagementsystem. Erhältlich ist aber auch die Hardware in Form eines „Covertibel“: Ein Laptop-Notebook-Hybrid, mit integriertem Internetzugang durch eine SIM-Karte. Es ist ideal auf das Schulumfeld abgestimmt: stoß-, staub,- und wasserfest und noch dazu günstig durch den Direktvertrieb. „Gerade während der Corona-Lockdowns war das eine wichtige Komponente für die Umstellung auf Homeschooling“, sagt Markus.  

Mit dem innovativen Lernsystem wird online gearbeitet, Lernende und Lehrende registrieren sich und erhalten einen persönlichen Account. Zum Einsatz kommt die Lernsoftware übrigens nicht nur in Schulen – auch Unternehmer:innen nutzen die Plattform für Schulungen. Audi in Deutschland bildet beispielsweise damit seine Führungskräfte weiter. 

Yabba Dabba AHA!   

Das Prinzip, wie hier gelernt wird, bleibt nämlich immer gleich: Das Wissen wird über Lernstrecken vermittelt. Jede davon besteht aus der Einführung, dem Basiswissen, den „Checkpoints“, dem Aufbauwissen und dem Abschlussteil. Sie können zu jeglichen Themen oder Projekten fächerbezogen oder interdisziplinär erstellt werden. Eine runde Lernreise entsteht, sowohl im didaktischen wie auch im pädagogischen Sinn, angefangen bei der Motivation – Warum soll ich das Lernen, was bringt mir das? – bis hin zum finalen AHA-Erlebnis, wenn sich der Erfolg einstellt. Das hilft natürlich dabei, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln: Man hat es selbst geschafft! 

Yabba Dabba WABE!   

Die Lernstrecken bestehen wiederum aus „Waben“, den kleinstmöglichen Lerneinheiten eines größeren Themas. Darin finden sich die Lerninhalte, aufbereitet durch Text, Bilder, Präsentationsfolien, Videos oder Links zur selbstständigen Recherche. Sie bestehen damit aus einem Theorieteil und praktischen Übungen zum Festlegen des Erlernten. Mit dem Waben-Wizard können Nutzer:innen diese Lernelemente erstellen und teilen – mit einer Gruppe, der Schule, dem Unternehmen oder der gesamten chabaDoo Community.  

Diese Einheiten können außerdem beliebig in Lernstrecken eingesetzt oder an andere Waben gehängt werden. Damit ergeben sich Möglichkeiten der Individualisierung. Beispielsweise, wenn von einer Klasse das Thema Skonto gut verstanden wird, es aber am Prozentrechnen hakt. Dazu können Lehrer:innen eine extra Wabe einsetzen. Denn eines sei klar: „Lernen ohne Kontext ist nur Wissen speichern, jedoch nicht lernen“, sagt Markus.  

Der Gründer baut auf seine langjährigen Erfahrungswerte im Schulbuchverlag Veritas, den er nur schweren Herzens verließ. Er wagte aber schlussendlich den Schritt zur Gründung, um sich voll und ganz auf seine revolutionäre Idee im Bildungssektor zu konzentrieren.  

Die Waben machen aus der gesamten Lernstrecke leicht zu bewältigende Wegabschnitte. (Foto: chabaDoo)

Yabba Dabba Doo! 

Auf Hindernisse ist er trotz seines großen Engagements gestoßen. Gerade offene Lernformate stellen nämlich für viele Lehrer:innen eine große Herausforderung dar. Darauf sind die EdTech-Visionäre jedoch gut vorbereitet: „Wir wollen ihnen beim Schwenk zu fächerübergreifenden und offenen Lernsystemen helfen.“ Das Team aus 14 Pädagog:innen und Software-Entwickler:innen begleitet die Schulen deshalb bei der Implementierung der neuen Lernprozesse und Formate – für eine ganzheitliche und individuelle Schulentwicklung. Das findet je nach Bedarf in Einzelstunden oder auch in der Community auf der Plattform statt. Zusätzlich bietet chabaDoo Live-Coachings mit E-Learning-Expert:innen an.  

Durch die Studie der FH Hagenberg wurde die große Chance auf das ganzheitliche Lernkonzept von chabaDoo übrigens deutlich belegt: Schüler:innen lernten besser, wenn sie sich nicht permanent beobachtet fühlten und im System autark arbeiten konnten. Auch die simple grafische Gestaltung der Lernstrecken entsprach ihren Bedürfnissen. „Die Kinder trennen klar zwischen Lernen und Freizeit. Sie wollen keinen Schnickschnack oder Instagram-Channel zum Lernen, sie sind da sehr reflektiert“, erzählt Markus über die Resultate der wissenschaftlichen Begleitung. 

Chabuduo – Doo? 

Dem Startup schwebt als solch innovatives Unternehmen weiterhin Großes vor. Nicht genug das Bildungssystem aufzumischen, auch ein Algorithmus wird entwickelt, der passende Waben vorschlägt, damit das System noch intuitiver wird. „Damit werden Pädagog:innen noch besser unterstützt, Inhalte für die jeweiligen Schüler:innen zu individualisieren. Jeder soll das bekommen, was er gerade wirklich braucht zum Lernen“, erklärt Markus. 

Oh, und für alle, die jetzt noch gespannt auf die Auflösung des klangvollen Namens warten:  

Die Wortzusammenstellung kommt aus China, genauer gesagt aus der Sprache Mandarin. „Chabuduo“ heißt „es ist genug“ und „Doo“ bedeutet „etwas bewegen“. Das soll die Perfektionisten dazu anregen, aus ihren Ideen echte Lösungen zu entwickeln. Bis jetzt machen sie dieser Bedeutung jedenfalls alle Ehre. 

chabaDoo-Gründer Markus Fischer (Foto: chabaDoo)

Nachgefragt bei Markus Fischer:

Hattet ihr anfangs keine Bedenken, dass ihr mit eurem neuen Lernsystem an den strengen Vorgaben im Schulsystem scheitern könntet?  

Wir haben bewusst gesagt, wir wollen nicht auf die Restriktionen im Schulbereich schauen. Natürlich gibt es Lehrpläne, das macht absolut Sinn und das wollen wir gar nicht anzweifeln. Nur wie gelernt wird, das haben wir hinterfragt. Unser Punkt ist der Paragraph 14 aus dem Unterrichtsgesetz. Der sagt, Lehrende können ihren Unterricht so gestalten, wie sie möchten. Sie müssen nur sicherstellen, dass sie den Lehrplan erfüllen. Wir wollen aktiv vorankommen, und nicht ausgebremst werden, deshalb beziehen wir uns darauf. 

Was braucht es, damit Distance Learning funktioniert? 

Erstmal braucht es die nötige Infrastruktur für Distance Learning. Und einen zweiten Aspekt – Vertrauen. Das andere sind Werkzeuge. Aber das Zusammenwirken zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen sowohl miteinander als auch untereinander soll gepflegt und gehegt werden. Und es soll Vertrauen in den Prozess geben – zu wissen, dass man selbstständig beim Lernen gut unterwegs ist. Für Österreich würde ich mir wünschen, dass die Akteur:innen die sich um Bildung bemühen, die Chance bekommen, darin wirksam zu werden. Die Plattform von EdTech Austria ist dabei meiner Meinung nach, eine tolle Anlaufstelle und Unterstützung. 

Was macht eine gute (digitale) Lernplattform aus? 

Eine gute Lernplattform ist eine, die Lernende wirklich befähigt, sich weiterzuentwickeln. Wo ich das Lernen nicht als Pflicht sehe, sondern vorrangig die Möglichkeit mich zu entwickeln. Und diese Weiterentwicklung selbst erleben und gestalten kann. Eine gute Lernplattform ist außerdem eine, die Lernende dazu verleitet nicht nur digital zu arbeiten. Lehrer:innen bleiben bei chabaDoo Bildungsexperten und werden von uns als Digitalisierungsexperten unterstützt. Wir wollen mit unserer Lösung den Lernprozess ganzheitlich unterstützen. Es ist damit ein hybrides Format. Digital soll helfen, die persönliche Zeit anders nutzen zu können. 

 

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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