8. Februar 2022, Schule, Hochschule

SchuBu und die Freude am Lernen und Lehren

Spaß am Unterrichten und am Lernen ist für das Wiener EdTech-Unternehmen SchuBu die Basis von erfolgreicher Schulbildung. Somit ist es auch das Bestreben des 24-köpfigen Teams, den Unterricht grundlegend zu verbessern und dem Lernen an sich mehr Freude zu verleihen. Das gelingt Ihnen mit ihrer interaktiven Lernplattform für Lehrende und Lernende gleichermaßen.

Mit Schulen für Schulen entwickelt

Die junge Firma hegt also große Visionen und Pläne für den Schulsektor. Die sollen nicht nur durch die bunte SchuBu-Lernplattform – dazu gleich mehr – verwirklicht werden, sondern wachsen aus der Erfahrung der fünf etablierten Gründerpersönlichkeiten Paul Beyer Klinkosch, Hagen Wieshofer, Ulrich Müller-Uri, Stefan Prochaska und Lev Lumesberger. Beinahe jeder von ihnen hat bereits erfolgreich gegründet und ist Experte in mindestens einem der Bereiche Game-Design, MultiMedia-Kunst, Gamification oder Software- und Web-Development. Die Entrepreneure sind also nicht nur gut im Reden und Visionieren, sondern auch im Machen.

Nach den ersten Recherchen und Gesprächen in Schulen (praktischerweise sind zwei Partner:innen der Gründer selbst Lehrer:innen) programmierten sie einen Prototyp ihres digitalen Schulbuchs. Die daraus entstandene Lehr- und Lernplattform wurde gleich nach der Gründung im Februar 2020 mit Pilotschulen auf Herz und Nieren getestet und nach deren Feedback wieder weiterentwickelt. Somit kann sich das Resultat jetzt sehen lassen – Auf der Website schubu.at sind Lektionen zu Biologie, Geografie und Deutsch für die 5. Schulstufe der Mittelschulen und Gymnasien abrufbar. Auch einzelne Kapitel weiterer Fächer stehen bereits zur Verfügung, das Angebot wird laufend erweitert. „Erste Schulen außerhalb unserer Pilotprojekte haben wir dafür schon gewinnen können“, sagt Gründer, Verkaufsleiter und Head of Business Development Paul Beyer Klinkosch.

Einfacher und personalisierter Unterricht

SchuBu kann komplett als Alternative zum analogen Schulbuch genutzt werden. Im Unterricht werden die Kapitel, die aus Arbeitsblättern und Übungen – wie Rätsel, Spiele oder Grafiken – bestehen, einfach mit einem Projektor an die Wand projiziert oder auf dem digitalen Whiteboard gezeigt. Während der Standard-Content auf der Web-Browser basierten Plattform für alle frei zugänglich ist, kostet die Premium-Variante je einen Euro pro Schüler:in im Monat. Mit diesem erweiterten Zugang wird beispielsweise der „SchuBulender“ verwendet, ein Kalender über den Lehrer:innen Hausaufgaben stellen können. Schüler:innen erhalten damit zusätzlich die Möglichkeit, ihre eigenen Wörterbücher zu erstellen und können jederzeit auf ihre erledigten Übungen zugreifen.

Außerdem ist mit der personalisierten Version fächerübergreifendes Lernen möglich – beispielsweise bei Lerneinheiten von englischen Vokabeln, die zum aktuellen Geografie-Unterricht passen. Ein weiteres praktisches Feature sind die Kommentarfunktionen, mit denen sich Pädagog:innen mit ihren Lernenden in den einzelnen Lektionen austauschen können. Wenn dann beispielsweise eine Aufgabe zum Starten und Landen eines grafisch dargestellten Flugzeuges noch nicht ganz funktioniert, weil eventuell die Klappen an den Flügeln nicht richtig eingestellt wurden, können Lehrende auf dem digitalen Arbeitsblatt kleine Tipps notieren, wie das Flugzeug doch noch erfolgreich abhebt. Diese simple und praktische Bedienbarkeit war bei der Entwicklung jedenfalls immer ein zentraler Punkt. „Ein Lernprogramm muss selbsterklärend sein. Niemand hat Millionen Leuten erklärt, wie man Instagram oder Twitter nutzt. Wenn unsere User:innen also jemanden brauchen, um SchuBu zu verstehen, dann haben wir etwas falsch gemacht“, sagt Paul.

Im Klassenzimmer wird SchuBu entweder mit einem Projektor an die Wand projiziert oder auf dem digitalen Whiteboard gezeigt. (Foto: Schubu)

Gamification heißt nicht automatisch Punkte sammeln

Nach einem Punktesystem für erfolgreich abgeschlossene Übungen in Form von Talern, Münzen oder sonstigen Tokens sucht man bei SchuBu allerdings lange. Und trotzdem ist Gamification im Spiel. „Es geht um das Spielen selbst, um das Lösen von Problemen und darum, Anerkennung zu erhalten. Zu schauen, was funktioniert und zu sehen, wie etwas funktioniert. Wir greifen also auf das intrinsische Motivationssystem zurück“, erklärt der SchuBu-Gründervater. Lange Zeit hätte es zu Gamification das weitverbreitete Missverständnis gegeben, es würde sich dabei immer um die Jagd auf Highscores oder die meisten Punkte handeln.

Während also die derzeitige Version ihrer Vision weiter am Markt etabliert wird, soll es in Zukunft noch eine Art SchuBu-Wikipedia geben. Auf „SchuBupedia“ sollen dann Lehrer:innen direkt mitwirken, indem sie Feedback geben und mit anderem Lehrpersonal diskutieren. Die Idee: Ein umfangreicher Methodenaustausch unter den Lehrenden, um bestenfalls den Unterricht für alle Schüler:innen weiter zu optimieren. Dadurch – so die Idee der Fab-Five – wird auch SchuBu regelmäßig erweitert. Ein wichtiger Schritt in Richtung ihrer Idee einer neuen Art von Schule, die allen Beteiligten Freude macht.

Die Gründer Paul Beyer Klinkosch, Stefan Prochaska, Hagen Wieshofer, Ulrich Müller-Uri und Lev Lumesberger. (Foto: Schubu)

Nachgefragt bei Paul

Warum ist es euch so wichtig, die Inhalte kostenlos zur Verfügung zu stellen?

Wir haben den Anspruch an uns selbst, die Schulbildung generell zu verbessern, damit auch einen zivilgesellschaftlichen Ansporn. Der Grundstock an Bildung, wenn wir die Schule verlassen ist überall ungefähr gleich in der westlichen Welt und den wollen wir festigen. Denn wenn Schule Spaß macht, wird nicht auswendig gelernt, sondern auf Basis von Verständnis. Und damit bleibt auch das Wissen langfristig erhalten.

Das klingt ganz so, als würdet ihr SchuBu irgendwann über Österreich hinaus anbieten wollen?

Ja, definitiv. In Deutschland zum Beispiel wird der Ausbau der schulischen Infrastruktur ganz ähnlich aufgebaut sein wie hier in Österreich mit dem 8-Punkte-Plan des Bildungsministeriums. (Anm.: Der Plan legt fest, dass digitales Lernen durch mehr Nutzung von innovativen Lernformate unterstützt werden soll.) Über den DACH-Raum hinaus geht es dann eigentlich nur um das Sprachproblem – denn auch Italiener:innen müssen wissen, wo beispielsweise Island liegt oder wie das Wurzelrechnen geht. Momentan konzentrieren wir uns aber noch auf Österreich und wollen uns erstmal hier etablieren.

Apropos Österreich – die EdTech Szene erlebt hier zurzeit einen großen Aufschwung durch enorme Investments und Exits. Wie siehst du das?

Das kann man von zwei Seiten sehen. Dass es so einen Boom in der Szene gibt, ist schön für diejenigen, die dadurch sehr erfolgreich sind. Es zeigt aber leider, dass das Schulsystem in vielen Bereichen nicht gut genug funktioniert. Wenn es einen großen Markt mit Nachhilfelösungen gibt, heißt es ja auch, dass es hier einen Bedarf gibt. Das sollte uns allen zu denken geben. Uns bei SchuBu hat es das jedenfalls, deshalb wollen wir ja den Schulen helfen und dort ansetzen, wo es grundsätzlich funktionieren soll.

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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