25. Mai 2021, Hochschule, berufliche Aus- und Weiterbildung, Lebenslanges Lernen, Schule

Salzburger Landtag virtuell erkunden

3D-Rundgänge durch historische Gebäude, virtuelle und interaktive 360 Grad-Touren durch Museen – auch in der Corona-Krise lassen sich Gebäude aller Art immersiv erleben. Virtuelle Rundgänge haben aber bereits vor Corona einen großen Trend erlebt, eignen sie sich doch für viele Anwendungen: für den Immobilienbereich, um Kund:innen Objekte virtuell zu zeigen, für den Tourismus, um Gäste Eindrücke von Hotels vor der Buchung zu vermitteln und für den EdTech-Bereich, damit Besucher:innen von Museen oder historischen Gebäuden die Ausstellungsstücke oder die Architektur bewundern können. Nutzer:innen können dabei Highlights im Gebäude, wie Kunstwerke oder architektonische Besonderheiten ansteuern, welche mit zusätzlichen multimedialen Inhalten, wie Videos, markiert werden. Diese Kombination von Gebäuden mit digitalen Inhalten macht aus den Rundgängen ein interaktives, spannendes Erlebnis.

Jemand, der das Potenzial der virtuellen Rundgänge schon vor Corona erkannt hat, ist Niklas Knapp. Der Absolvent der FH Kufstein in Facility Management & Immobilienwirtschaft hat 2019 die Virtual Real Estate Knapp GmbH mit der Idee gegründet, virtuelle Rundgänge für die Immobilienwirtschaft und den Tourismus anzubieten. Er schafft digitale Zwillinge von Gebäuden und macht sie so virtuell erlebbar.

Virtual Tour macht Lust auf mehr

Andere Branchen kamen bald dazu: Kunst und Kultur, Einzelhandel, Bauträger und einige mehr. Niklas ist daher in viele Bereiche hineingewachsen. „Die virtuelle Präsentation von Gebäuden ist in vielen Branchen wichtiger geworden. Ein Vor-Ort-Erlebnis kann das natürlich nicht ersetzen, aber es kann Lust auf einen Besuch eines Gebäudes, Geschäfts, Hotels oder eines Museums machen“, so Niklas über seine virtuellen Touren.

Online-Besuch im Salzburger Landtag

Vor kurzem schloss er im EdTech-Bereich ein besonderes Projekt mit dem Salzburger Landtag ab. Interessierte können nämlich nun auch den Landtag mit einer Virtual Tour besuchen. Dafür wurde bei etwa 600 Bildstandpunkten eine 360-Grad-Aufnahme erstellt, damit alle Räumlichkeiten des Landtags virtuell erlebbar sind. So kann man sich frei im Landtag umschauen und zum Beispiel den Plenarsaal erkunden. Im gesamten Landtag finden sich wichtige Highlight-Punkte, welche von Nutzer:innen angeklickt werden können und so mit weiterführenden Informationen zur Geschichte des Landtags, den Kunstwerken uvm. versorgt werden. Auch die verschiedenen Klubobleute, die Landtagspräsidentin und der Landtagsdirektor stellen sich in einem Video vor.

Brigitta Pallauf begrüßt die Besucher:innen bei der Rundtour durch den Landtag. (Foto: Virtual Real Estate Knapp)

Der für jedermann digital zugängliche Salzburger Landtag kann zum Beispiel auch von Schüler:innen virtuell besucht werden, welche dabei die Landespolitik kennenlernen Sie können eigenhändig via Computer oder Smartphone den Salzburger Landtag  erkunden und dabei die Geschichte des Landtags, Informationen zur Politik und zu Kunstwerken im Landtag finden. Hinweise finden sich zum Beispiel in einem Video der Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf oder im Kunstwerk der Pinzgauer Kuh im Plenarsaal.

Besucher:innen können sich auch über Highlights im Landtag informieren. (Foto: Virtual Real Estate Knapp)

Politik zugänglich machen

Niklas ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. „Ich habe dadurch selbst so viel gelernt – wo sitzen die Klubs, was ist die Geschichte des Plenarsaals? Politik ist mir dadurch viel zugänglicher geworden. Das sollen auch die Schülerinnen und Schüler im virtuellen Rundgang erleben.“

Der Salzburger Landtag ist nicht das erste EdTech-Projekt, das er mit seinen Virtual Tours durchführt. So hat er zum Beispiel 360 Grad-Rundgänge vom Samplhaus in Bramberg realisiert. Das Samplhaus ist ein jahrhundertealtes Gebäude (erbaut um 1500!), welches 2017 auch mit dem Volkskulturpreis ausgezeichnet wurde. Der Rundgang und zahlreiche Videos informieren über die Geschichte des Hauses, über frühere Lebensgewohnheiten und die volkstümliche Kultur im Pinzgau. Das Potenzial für den EdTech-Bereich ist jedenfalls noch sehr hoch, sei es für die politische oder kulturelle Bildung. „Es ermöglicht, öffentliche Gebäude mit Spaß zu erkunden und so spielerisch zu lernen“, ist Niklas überzeugt.

Für Niklas Knapp ist die Virtual Tour durch den Salzburger Landtag eine Herzensangelegenheit. (Foto Virtual Real Estate Knapp)

Nachgefragt bei Niklas Knapp

Du hast Einblick in viele verschiedene Branchen. Was können der Immobilien-Bereich, der Tourismus und der Bildungs-Bereich in Sachen Digitalisierung voneinander lernen?

Das Marketing in der Immobilienwirtschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Wie heißt es da so schön: „Lage, Lage, Lage“. 360 Grad-Fotos und Rundgänge durch die Gebäude (auch noch nicht bestehende) machen daher in der Immo-Wirtschaft viel Sinn, das hat man da schon erkannt. Auch die Hoteliers sind sehr innovativ und wollen viel ausprobieren.

Ich freue mich sehr zu sehen, dass sich der Bildungsbereich auch in der Corona-Krise für die Digitalisierung öffnet und sich dabei traut, Neues zu wagen. Denn auch hier ist die Digitalisierung die Zukunft. Die Rückmeldungen von Lehrer:innen für unsere EdTech-Projekte sind positiv, denn die virtuellen Touren lassen es zu, dass die Kinder Gebäude sehr frei erkunden können und spielerisch lernen.

Welchen Mehrwert wünscht du dir von Initiativen wie EdTech Austria?

Wichtig ist mir die Vernetzung mit vielen anderen EdTech-Interessierten. Bei der ersten Kennenlern-Veranstaltung von EdTech Austria habe ich schon viele andere Anbieter kennen gelernt. Es ist faszinierend, wie viele unterschiedliche EdTech-Bereiche es gibt.

Warum ist der virtuelle Rundgang des Salzburger Landtags so ein Herzensprojekt von dir?

Während der Entstehung des virtuellen Rundganges habe ich viel über Politik und auch die Salzburger Politiker:innen gelernt. Als Bürger war der Landtag für mich weit entfernt. Das virtuelle Erleben des Landtags bringt die Politik näher an die Menschen heran und macht diese transparenter. Sie erzeugt menschliche Nähe, man lernt, wo die zuständigen Menschen arbeiten und wo sie Entscheidungen für Salzburg treffen. Das ist was anderes, als wenn ich Politik nur aus dem Fernsehen kenne.

Als Schüler hätte ich mir solche Angebote gewünscht, dass ich für den Geschichtsunterricht zum Beispiel virtuell in Wien ein Museum besuchen kann. Ich komme aus Krimml, da kam man nicht oft nach Wien oder zum Salzburger Landtag – das eröffnet heute neue Möglichkeiten für die Schulen.

Im Kommunikationsteam von Innovation Salzburg holt Maria innovative, digitale Unternehmen und Geschäftsmodelle vor den Vorhang. Sie ist überzeugt, dass EdTech unser Bildungssystem besser macht und freut sich, bei der Integration von EdTech in unsere Bildungslandschaft mithelfen zu können.

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