10. August 2024, berufliche Aus- und Weiterbildung, Lebenslanges Lernen

„ALL“ für alle: Die inklusive Lernwelt von myAbility

Foto: www.stefanjoham.com

Der Alltag mit Behinderung oder chronischer Erkrankung kann schwierig sein – in einer Welt, die dafür oft nicht richtig ausgestattet ist. Immer mehr Arbeitgeber:innen wollen jedoch auf die gestiegene Awareness für Diversität mit einer inklusiveren Unternehmenskultur reagieren. Dabei hilft myAbility.

Das Social Enterprise wurde 2009, damals noch als Jobportal career moves, gegründet. Eine Jobplattform gibt es weiterhin – Mittlerweile handelt es sich dabei sogar um die größte für Menschen mit Behinderungen im deutschsprachigen Raum. Das Unternehmen ist seither aber stark gewachsen und bietet nun auch Trainings und strategische Beratungen zum Thema Inklusion an. „Unsere Expert:innen erarbeiten gemeinsam mit den Unternehmen die passenden Leitfäden und Checklisten, die bei der Gestaltung eines inklusiven Arbeitsumfelds helfen“, sagt Lukas Sukal, Innovationsmanager bei myAbility. Das gelingt dank „ALL“ besonders gut: Das eigens entwickelte, barrierefreie E-Learning-Tool vermittelt die wichtigsten Elemente der Sensibilisierung aus den Bereichen Behinderung und Barrierefreiheit durch Videos und Coachings.

 

Statt Berührungsängste: Respekt und Diskurs

Das myAbility-Team, Foto: Renée Del Missier

Hinter ALL steckt nicht nur die schöne Assoziation von der Inklusion an sich – das Wort steht für „Ability Learning Landscape“. Eine Lernwelt, die auf Blended-Lerning beruht – somit digitale Lernmodule mit Live-Online-Lektionen kombiniert. Die Lernmodule beinhalten Themen wie inklusive Sprache, Mythen und Vorurteile am Arbeitsmarkt oder barrierefreies Recruiting. Die Leiter:innen der Workshops haben selbst chronische Erkrankungen oder Behinderungen und lehren so authentisch. Sie teilen echte Erfahrungswerte mit den Teilnehmer:innen und schaffen damit Awareness und eine ganzheitliche Betrachtung. Durch einen offenen und respektvollen Diskurs sollen außerdem Berührungsängste abgebaut werden – alle Fragen sind erlaubt!

Die Lernwelt ist modular aufgebaut, lässt sich in gängige Lernmanagementsysteme von Firmen einbetten und ermöglicht es sogar, firmeneigene Inhalte zu inkludieren. Dadurch können mit ALL tatsächlich alle geschult werden – ob Zugbegleiter:innen, Möbelhausmitarbeiter:innen oder Filialleiter:innen im Handel. „Wir sind breit aufgestellt und können einerseits sehr viele Menschen mit der Basissensibilisierung ausstatten. Andererseits gehen wir mit den strategischen Beratungen in die Tiefe, leiten derzeit zum Beispiel ein spannendes Projekt für die Inklusionsmanagerausbildungen von Banken“, sagt Lukas.

 

Interaktive Lernvideos für mehr Verständnis

Besonders macht die Lernplattform die beispielhafte barrierefreie Aufbereitung – quasi an sich schon ein Best Practice Beispiel für die Kundinnen und Kunden. ALL zeigt dabei, wie die Features bestehend aus veränderbaren Kontrasten, Geschwindigkeitsreglern, Audiodeskriptionen in Videos, Sprachauswahl von Englisch oder Deutsch, ausblendbaren Animationen und Anwendungen oder einfache Sprache, eine durchwegs inklusive Nutzung ermöglichen.

Das zeigt sich auch anhand der interaktiven Videos, die als Teil der Lernmodule wahre Aha-Momente liefern. HR-Mitarbeiter:innen beispielsweise, werden hier mit teils grundverschiedenen Reaktionen von Bewerber:innen konfrontiert: Je nachdem, welche Frage sie auswählen, fällt das Feedback der Bewerber:innen positiver oder negativer aus. So lernen sie, wie die Kommunikation bestenfalls sein sollte, um eine inklusive Atmosphäre zu schaffen und wo eventuell noch mehr Verständnis nötig wäre. In diesen spannenden Lernvideos sieht Lukas für myAbility ein enorm großes Wachstumspotenzial mit künstlicher Intelligenz.

 

Nachgefragt bei Lukas:

Lukas Sukal, Innovationsmanager bei myAbility

Du hast die interaktiven Lernvideos hinsichtlich KI – Was ist da in Zukunft denn noch geplant?

Das Schöne am Innovationsmanagement ist ja, dass es nie aufhört! Die Kombination aus E-Learning und KI bringt große Chancen, man kann damit mit Sprachausgabe gut arbeiten oder auch für unsere interaktiven Videos: Die Szenarien, die wir schaffen, sind grenzenlos, wenn wir dafür eine KI trainieren, die dann zum Beispiel ein Dreiergespräch mit Kolleg:innen inszeniert, um dadurch Konfliktmanagement zu lernen. Das wird in Zukunft noch ein sehr spannendes Feld für uns!

Was ist für dich so besonders an deiner Arbeit?

Ich muss sagen, durch den Austausch mit den Unternehmen lerne ich immer etwas Neues dazu. Das Thema Reisen war für mich zum Beispiel ein spannendes, weil man dabei oft nur an Rollstuhlfahrer:innen denkt, das Thema aber so viele Personen mit Neurodiversität – also beispielsweise Personen im Autismus-Spektrum oder mit ADHS – betrifft. Da habe ich selbst viel durch unsere Expert:innen gelernt.

Das Thema Diversität scheint mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, wie siehts du das?

Es gibt meiner Meinung nach tatsächlich eine steigende Bedeutung von Diversität und Inklusion. Die steht auch in den European Sustainability Goals (Anm.: Bewertung von Unternehmen hinsichtlich Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft). Dadurch werden nun auch ESG-Reportings für größere Unternehmen in der EU verpflichtend. In Österreich müssen zum Beispiel Unternehmen ab 25 Mitarbeitern Menschen mit Behinderungen einstellen oder eine Ausgleichstaxe zahlen, die in einen Fonds fließt, um Ausbildungen und Hilfsmittel für Menschen mit Beeinträchtigung zu unterstützen.

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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