„Gesunder Lehrling“: Gesundheitskompetenz für Berufsschulen
Die schlechte Nachricht zuerst: Laut Statistik Austria leiden Lehrlinge um viele Jahre länger an gesundheitlichen Problemen als jene, mit einem höheren Abschluss. Die gute Nachricht? Die drei Sportwissenschafter Bernhard Bayer, Alexander Schaar-Christen und Roland Stegmüller wollen mit der Initiative „Gesunder Lehrling“ dagegen ankämpfen.
Die digitale Plattform, die seit Oktober allen Berufsschulen in Österreich kostenlos zur Verfügung steht, hat dafür Videos mit Gesundheitsimpulsen rund um die Themen Ernährung, Bewegung und mentale Fitness sowie Übungen für die psychische und physische Gesundheit parat und vereint somit Theorie und Praxis. Damit wollen die drei Salzburger alle Lehrlinge in Österreich erreichen – das sind rund 110.000 Berufsschüler:innen!
Drei Jahre lang arbeiteten sie mit Pilotschulen an der Plattform, „damit Pädagog:innen als Multiplikator:innen in den Berufsschulklassen das Thema Gesundheit anpacken können“, sagt Bernhard. Über die Website können sie sich nun einfach anmelden und mit Kolleg:innen schulinterne Gesundheits-Teams bilden. Durch ein digitales Onboarding erfahren sie, wie sie die Übungen am besten im Schulalltag verankern.
„Wie das tägliche Zähneputzen“
Vorrangig geht es um einen Kompetenzaufbau, damit die Lehrlinge lernen, selbst für ihre Gesundheit vorzusorgen: „Es ist wie das tägliche Zähneputzen – je öfter sie die Übungen machen, desto eher werden sie zur Gewohnheit.“ Die zehnminütigen sportlichen Pausen fördern neben Beweglichkeit, Koordination und Körpergefühl auch die Aufmerksamkeit der Schüler:innen. Ein Zufallsgenerator wählt bei jedem Zugriff zehn neue Übungen aus – jede von ihnen zielt darauf ab, die obere und untere Rückenmuskulatur zu stärken oder zu dehnen. „Dadurch vergisst der Muskel nicht, dass es ihn noch gibt und je öfter sie ihn beanspruchen, desto mehr wird er von ihrem Körper eingesetzt.“
Die mentalen Pausen basieren auf Entspannungsmethoden, wie beispielsweise dem Prinzip der 4-zu-6-Atmung (vier Sekunden ein- und sechs Sekunden ausatmen). Sie wird entweder drei, fünf oder zehn Minuten durchgeführt. Diese kleinen Auszeiten können Pädagog:innen vor Tests oder Schularbeiten einsetzen – oder immer dann, wenn sich ein erhöhter Stresspegel im Klassenzimmer bemerkbar macht und Entspannung nötig ist.
Die Smiley-Challenge
Für zusätzlichen Ansporn sich täglich der Gesundheit zu widmen, sorgt ein Gamification-Element: Mit jeder Übung sammeln die Klassen und Schulen Smileys. Online aufrufbar, als Live-Score nach jeder Übung, können sie durch die „Smiley-Challenge“ in den Vergleich mit anderen Schulen gehen und bestenfalls ein goldenes Zertifikat am Ende des Schuljahres erhalten. Aber auch schulintern messen sich die Klassen dadurch miteinander und werden gleichzeitig an die täglichen Gesundheitspausen erinnert.
Gefördert vom Fonds Gesundes Österreich, dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport und dem Salzburger Gesundheitsförderungsfonds scheint „Gesunder Lehrling“ jedenfalls auf dem besten Weg zu sein, eine Bewegung ins Rollen zu bringen – damit Lehrlinge in Zukunft durch ein neues Selbstverständnis von psychischer und physischer Gesundheit niemandem mehr nachstehen.
Kurzinterview:
Die Initiative gibt es derzeit nur für Lehrlinge – ist eine Erweiterung geplant?
Wir sind alle drei selbst als Lehrlinge in unsere Zukunft gestartet und hatten daher in diesem Bereich sehr gute Einsichten, was es braucht. Deshalb engagieren wir uns besonders für die Lehrlingsgesundheit. Aber es gibt tatsächlich Pläne, das Konzept auch für andere Schultypen umsetzbar zu machen. Mittelfristig wäre das auf jeden Fall ein Ziel von uns.
Auf was fokussiert ihr euch abseits von „Gesunder Lehrling“?
Mit unserem Unternehmen OUTWORX haben wir eine digitale Videoplattform für Städte und Gemeinden geschaffen – den „QR TRAINER:IN“. Auch hier geht es um gesunde Pausen durch Atemmeditationen, Achtsamkeitsübungen oder Fitnessprogramme. Die Stadt Linz zum Beispiel bietet den/die QR TRAINER:IN bereits für ihre Bürger:innen an: In öffentlichen Parks sind Schilder mit dem QR-Code aufgestellt, der die Nutzer:innen zur Plattform und den Übungen führt. Das ist neben „Gesunder Lehrling“ eines unserer größten Projekte.
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