Cody21 macht Volksschulkinder medienfit
Digitale Grundbildung an Volksschulen? „Ein absolutes Muss!“, sagen Anna Relle und Elisabeth Weißenböck. Mit viel Leidenschaft für die Sache und ihrer neuen Streamingplattform „Cody21“ unterstützen sie Lehrer:innen deshalb beim Unterrichten, um Kinder früh genug in Medienkompetenz und den Basics der Informatik zu schulen.
Unterrichten mit Verstärkung
Dass sie sich in ihrer Mission ideal ergänzen, war von Anfang an klar: Elisabeth, die Informatik und Didaktik-Expertin, die früher schon als Programmierlehrerin gearbeitet hat und Anna, die Geschäftsfrau mit jahrelanger Erfahrung in der Unternehmensführung. Entstanden ist aus dieser Symbiose das EdTech-Unternehmen Acodemy, das einerseits eine Unterrichtsplattform für Volksschulen, genannt „Cody21“ und andererseits Informatikcamps in den Sommerferien im Programm hat. Der aktuelle Fokus liegt auf Cody21, das seit 2021 erfolgreich über die Bildschirme oder Whiteboards von österreichischen Schulen läuft.
Ein Grund dafür ist sicherlich die simple Handhabung: „Wir wollten mit einer Streaming-Plattform für digitale Bildung das Unterrichten von digitalen Themen so einfach wie möglich machen“, sagt Anna. Eine echte Unterstützung für die Pädagog:innen, die zu den ausgesuchten Folgen passende Arbeitsblätter mit Aufgaben oder austeilen können. Durch die Lektionen zu Themen in Medienkompetenz und Informatik führen zwei Moderator:innen und die animierte Roboterfamilie Cody.
Medienkompetenz im World Wide Web
Das Potpourri an digitalem Know-how ist breit gefächert und enthält nicht nur praktisches Computerwissen, sondern auch Lektionen zu medienethischen Fragen, wie „Was darf ich im Internet?“ oder „Wie erkenne ich Fake News?“. Kinder sollen so schon früh mediale Kompetenzen erhalten und in verantwortungsvollem Userverhalten geschult werden. Hierfür klärt beispielsweise in einer Folge zu „Fake News“ die Moderatorin Isabella ihren Kollegen Alex darüber auf, wie Werbung auf Social Media funktioniert. Dass ihm das Eiweißpulver, das er kaufen möchte, nicht wie von selbst zu Muskeln verhelfen wird. Denn: der Influencer, der dieses Produkt anpreist, hat wohl eine bezahlte Partnerschaft mit dem Hersteller und ist deshalb so begeistert. „Es geht darum, dass Kinder dazu animiert werden, kritisch zu hinterfragen“, sagt Elisabeth.
„Wenn es Schulen gibt – egal wo in Österreich – die jetzt gerne mit Cody21 arbeiten würden, sollen sie sich bitte an uns wenden und wir schauen, dass wir ihnen über unsere Sponsoren das Programm kostenlos anbieten können.“
Anna, cody21
Mit Sponsoren erfolgreich
Genau hingesehen haben die Gründerinnen auch selbst – nämlich bei ihrer Verkaufsstrategie: Da das Budget von öffentlichen Volksschulen sehr begrenzt ist, wollten sie zuerst das Bildungsministerium für ihre Sache gewinnen. Doch obwohl sich schnell der politische Zuspruch einstellte, lag die Entscheidung über die Finanzierung für die Volksschulen nicht in der Zuständigkeit des Bundes. „Unser Dilemma war dann auch, dass sich nur Privatschulen die Kosten für Cody21 leisten konnten, wir uns aber für Chancengleicheit in der Bildung einsetzen“, sagt Anna. Die entscheidende Lösung war schlussendlich, auf andere Stakeholder zu setzen: „Wir sprechen immer vom Fachkräftemangel. Das heißt ja, Unternehmen sollten Interesse daran haben, zukünftige Mitarbeiter:innen auszubilden.“ Gesagt getan und somit fassten die beiden Unternehmer:innen Konzerne ins Auge, die Gutes tun wollen und sich diese Mission auf die Fahnen geheftet haben. Ihre Unterstützung zugesagt haben bis jetzt schon A1, die Raiffeisen Bank OÖ, die OMV und die Grazer. A1 stellt die ca. 600 Euro an Jahreskosten pro Schule in ganz Wien zur Verfügung und die Raiffeisen Bank finanziert alle Horte in Linz. Ein wesentlicher Meilenstein für Acodemy.
Während das Feedback der Lehrer:innen durchwegs positiv sei, gibt es trotzdem auch einen Wermutstropfen: „Wir sehen, dass sich manche Schulen recht stark gegen digitale Bildung wehren. Sogar, wenn es kostenlose Angebote wie Cody21 gibt. Der Stellenwert scheint noch nicht so hoch zu sein, wie wir uns alle wünschen würden“, so Anna. Ein Problem, dass sie freilich nicht durch ein paar Anrufe beseitigen könne. Und trotzdem setzen die beiden weiterhin auf Engagement und Aufrufe. „Wenn es Schulen gibt – egal wo in Österreich – die jetzt gerne mit Cody21 arbeiten würden, sollen sie sich bitte an uns wenden und wir schauen, dass wir ihnen über unsere Sponsoren das Programm kostenlos anbieten können.“ Bei Anna und Elisabeth zählt eben nur eines – das Engagement für die gemeinsame Sache und das große Ganze, das sie schließlich vor sechs Jahren zusammengeschweißt hat.
Nachgefragt bei Anna:
Was bedeutet eigentlich Cody21?
Cody ist ein spielerischer Name, der Informatik für Kinder niederschwellig erlebbar machen soll. Und 21 steht für das 21. Jahrhundert. Wir vermitteln Kindern Fähigkeiten, die im 21. Jahrhunderts essenziell sind. Programmiert wurde die Plattform nach unseren Vorstellungen von einem kleinen Wiener Unternehmen.
Ihr bietet auch Sommercamps an – habt ihr dafür extra Personal?
Ja genau. Im Kernteam sind wir zu fünft, Tendenz steigend. Denn je mehr Schulen mit Cody21 arbeiten, umso mehr Support müssen wir bereitstellen. Im Sommer wächst das Acodemy-Team dann auf bis zu 25 Leute. Die Sommercamps kommen bei Eltern und Kindern sehr gut an. Sogar bei Unternehmen die diese sinnvolle Art der Ferienbeschäftigung von Volksschulkindern ihren Mitarbeiter:innen zur Verfügung stellen wollen.
Wie sieht die Zukunft von Acodemy aus?
Ich muss gestehen, wir planen eine Zukunft für cody21 außerhalb von Österreich. Einfach weil die Mühlen hier zu langsam arbeiten und wir mehr Möglichkeiten im europäischen Ausland sehen. Cody21 wird sich dafür leicht synchronisieren lassen, das ist für uns jetzt eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
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